* Apostel von 1928 bis 1950
Lebensdaten
Amtstätigkeit
- 1916: Diakon
- 1918: Priester
- 1920: Bezirksältester
- 24. Februar 1928: Apostel
- 9. Januar 1950: Ruhesetzung
Arbeitsbereich
Niederländsch-Indien bzw. Indonesien, Niederlande
Aus seinem Leben
(Mit freundlicher Genehmigung des Bischoff Verlages. Entnommen aus der Loseblattsammlung „Apostel der Endzeit“. © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg)
Am 13. Juni 1880 wurde Gradus Faassen in dem Dorf Horssen, zwischen Nijmegen und Tiel, in den Niederlanden geboren. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Faassen waren nicht rosig. Die Möglichkeit, nach seiner Schulentlassung einen Beruf zu erlernen, bestand in seinem Heimatort nicht. So entschloß er sich, Soldat in Niederländisch Indien (heute Indonesien) zu werden. Nach seiner Dienstzeit von zwölf Jahren bekleidete er verschiedene Ämter bei der Eisenbahn und bei der Post. Am 3. März 1909 heiratete er eine Indonesierin. Über die folgende Zeit liegt ein von ihm im Jahr 1949 verfaßter Lebenslauf vor, dem zu entnehmen ist:
„Meine neuapostolische Zeit begann, als ich 1913 in Bandung (Java) lebte. Nach meiner Entlassung vom Militär arbeitete ich beim Telegraphenamt. Nach Feierabend suchte ich verschiedene Vergnügungsstätten auf und kam zumeist spät in der Nacht nach Hause. Eines Abends, ich wollte gerade wieder ausgehen, kam mein Nachbar, um mich zu besuchen. Dem Gebot der Höflichkeit entsprechend, fragte ich ihn nach seinem Anliegen. Er wollte mich einmal besuchen, sagte er, ich sei ja selten zu Hause, und meine Frau sei abends immer allein. Das Wort ‚allein‘ betonte er so, als wollte er mir damit etwas vorwerfen. In der folgenden Unterhaltung kamen wir auch auf den Glauben und die Neuapostolische Kirche zu sprechen. Ich war nicht sehr interessiert und vergaß auch bald wieder, was der Nachbar mir erzählt hatte. Doch er kam wieder! Nicht nur einmal. Er lud mich ein, mit ihm in den Gottesdienst zu gehen, doch ich lehnte es ab mit der Begründung, ich sei seit meiner Kindheit katholisch und besuche auch meine Kirche nicht. Eigenartigerweise fand ich jedoch keine innere Ruhe, seit ich die Einladung erhalten hatte. So entschloß ich mich eines Tages, ihn zu begleiten. Der Versammlungsraum war eine einfache Hütte – sieben Kilometer entfernt in einem Ort mit dem Namen Tijimahi. Dort traf ich alle Arten von Menschen: Europäer, Indonesier, Sudanesen und Chinesen. Die Freundlichkeit aller berührte mich sehr. Das Wort der Predigt hinterließ einen tiefen Eindruck in meiner Seele und erweckte ein Verlangen nach Gott. Nun ging ich regelmäßig dorthin; bald begleitete mich auch meine Frau. 1914 wurden wir von dem Apostel Jacobs versiegelt. 1916 empfing ich das Diakonenamt und 1918 wurde ich zum Priester gesetzt. Kurz vor dem Heimgang des Apostels Jacobs (1920) empfing ich das Bezirksältestenamt.
Während meiner Tätigkeit besuchte ich verschiedene Male den Apostel Sadrach Soeropranoto († 1924). Dieser frühere protestantische Missionar betreute als Apostel Jesu in Mitteljava 52 neuapostolische Gemeinden.
Am 24. Februar wurde ich zum Apostel für Java ordiniert. Die Arbeit hier ist sehr schwierig, besonders durch die Kriegsverhältnisse im Land. Seit 1942 war es mir nicht mehr möglich, mit dem Bischof Martasudarma und den Gemeinden in Mitteljava Verbindung aufzunehmen. Lediglich die Gemeinde Tijimahi konnte ich noch besuchen, ein Ort, nicht weit von Padalarang entfernt, wo wir wohnten. In unserem Haus lebten insgesamt 35 Personen, kleine und große. Die Männer waren zum Militär eingezogen, ihre Familien aus den Kriegsgebieten geflüchtet. Wir halfen, trösteten und versuchten, die auferlegten Lasten gemeinsam zu tragen. Die Banken waren alle geschlossen. Geld wurde keins mehr ausgezahlt, und so war die Armut groß. In einer Papierfabrik bekam ich einen Posten als Wachmann.
Am 6. März 1943 wurden meine Frau, unsere Adoptivtochter und ich interniert. Am 21. November 1944 wurden die beiden in ein anderes Lager gebracht. Was wir erleiden mußten, ist zu erschütternd, um es zu beschreiben. Dreimal gehörte ich zu denen, die in ein anderes Lager gebracht werden sollten. Ich wußte, daß dies mein Ende bedeuten würde. Von meiner Frau und meiner Tochter fehlte mir jedes Lebenszeichen. Als ich in der Reihe stand und auf den Abtransport wartete, hörte der liebe Gott meine stillen Gebete und mein Schreien. Der Lagerkommandant sah mich und rief mich heran; er wollte nicht, daß ich mitginge. Ich machte mich für ihn nützlich, indem ich Schuhe reparierte, Wäsche wusch, bügelte oder seine Uniformen in Ordnung brachte. Auch holländische Holzschuhe fertigte ich für ihn an. Es rettete mir mit Gottes Hilfe einige Male das Leben, daß ich dem Lagerkommandanten diente; deshalb wurde ich nicht erschossen. Im August 1945 kapitulierte Japan, und wir wurden freigelassen. Ich stellte Nachforschungen nach dem Verbleib meiner Frau und meiner Tochter an und fand heraus, daß sie in einem Lager bei Banjoebiroe, etwa 400 Meilen entfernt, untergebracht waren. Ich machte mich auf, sie abzuholen. Ich marschierte, ich weinte, betete und litt. Als ich sie fand, waren beide dem Hungertod nahe. Wir blieben für eine Weile bei Priester Grabe, wo wir uns etwas erholen konnten. Unsere Freiheit währte nicht lange; es brach die Indonesische Revolution aus. Zusammen mit Priester Grabe und Diakon van Gils wurde ich ins Gefängnis geworfen. In meinen Armen starb der Diakon van Gils, der es nicht ausgehalten hatte, wie wir mißhandelt und gequält wurden. Aufgrund der Intervention eines britischen Offiziers entließ man uns, doch nach einer Woche sperrte man uns – auch meine Familie – erneut ins Gefängnis. Wieder wurden wir mißhandelt und machten Schreckliches durch. Nur der Hilfe Gottes ist es zu verdanken, daß wir vor einem furchtbaren Tod bewahrt geblieben sind.
Nach unserer Flucht von Magelang bekamen wir am 11. Januar 1946 einen Platz auf dem holländischen Linienschiff „Johann van Oldenbarneveld“ und kamen nach glücklicher Überfahrt in die Niederlande, wo wir uns erholen konnten. Dort hatte ich die große Freude, im August 1947 den Stammapostelhelfer H. F. Schlaphoff zu treffen. Gemeinsam suchten wir den Stammapostel Bischoff auf. In diesen Stunden der Freude vergaßen wir alle durchstandenen Leiden. Zunächst fuhren wir zusammen mit dem Bezirksevangelisten Friedrich Bischoff nach Düsseldorf, wo wir den Apostel J. P. Fendt abholten und gemeinsam zum Gottesdienst gingen. Wir nahmen mitten unter den Geschwistern auf den letzten Bänken der großen Kirche Platz; niemand hatte uns erkannt. Plötzlich unterbrach der Dienstleiter den Gottesdienst; er hatte uns entdeckt, zum Altar gebeten und darauf gedrängt, daß der Stammapostelhelfer mit der Verkündigung des Wortes Gottes fortfahre. Das Textwort stand in Psalm 133, 1. Wir konnten die Tränen der Freude und Dankbarkeit nicht zählen. Die Seelenspeise gab neuen Trost und belebende Kräfte für die müde und geschlagene Seele.
Im Jahr 1948 kehrte ich zurück nach Indonesien. Leider waren unsere Kirchen wie auch mein Haus ein Raub der Flammen geworden. Meine Frau und meine Tochter kamen im November nach. Nun sind wir wieder alle vereint auf dem Feld der Arbeit und können überall neu beginnen. Einige Gemeinden bestehen noch; sie sind von treuen Brüdern gepflegt worden – doch die in Mitteljava kann ich noch immer nicht erreichen. Wir sind reicher geworden an Erfahrung, und die Stunden der Freude im Zusammensein mit dem Stammapostel und den Aposteln in Europa klingen in uns nach. Mit neuen Kräften und Gottes Hilfe können wir dort neu beginnen, wo wir aufgehört haben in dem großen Werk unseres Meisters Jesu Christi.“
Hier endet der von Apostel Faassen verfaßte Bericht. Über sein Leben finden wir noch folgendes in anderen Quellen:
Der Apostel Faassen hat außer den Sorgen um die ihm anvertrauten Gotteskinder auch häufig Kummer in der eigenen Familie gehabt. Seine erste Frau war oft krank. Als sie nach fünfundzwanzigjähriger Ehe starb, stand er mit drei Pflegekindern allein. Seiner vielen Aufgaben wegen konnte er aber eine treue Gehilfin kaum entbehren. So heiratete er am 9. November 1938 zum zweiten Mal, und zwar in Den Haag in den Niederlanden. Er hatte seine zweite Frau durch Vermittlung des Stammapostels kennengelernt. Sie stammte aus Osterhorn in Deutschland. Im Jahre 1907 war sie vom Stammapostel Niehaus versiegelt worden. Sie wurde Gradus Faassen eine vorbildliche Gehilfin. Außer dem Haushalt erledigte sie auch die Arbeiten in der Kirchenverwaltung. Eine gute Organistin war sie ebenfalls. Auf bewunderungswürdige Weise hatte sie sich den völlig anderen Lebensverhältnissen angepaßt. Nicht immer blieb die Familie des Apostels Faassen in Magelang wohnen. Später zog sie nach Surabaja, einer Hafenstadt auf Java, wo sich viele Geschwister aus den Niederlanden niedergelassen hatten. Noch später wohnte der Apostel mit seiner Familie in Padalarang.
Der Apostel konnte sehr gut zuhören. Seine knappen Antworten trafen stets den Kern. Sein Wahlspruch lautete: „Laßt wenig Worte viel sagen. Das ist besser als durch viele Worte wenig auszudrücken!“ Eine andere auffallende Eigenschaft des Apostels: Er spürte, wenn ein Bruder oder eine Schwester nicht mehr sicher auf dem Glaubensweg standen. Dann schaute er sie nur an. Wie ganz von selber lösten sich die Zungen, und die Gotteskinder schütteten ihre Herzen aus. Mit großer Anhänglichkeit folgten die Geschwister dem Apostel, einerlei, ob es sich um Chinesen, Javaner, Sudanesen oder Japaner handelte.
Der Apostel Faassen stand jederzeit treu und unerschütterlich zum Stammapostel Bischoff. Als Abtrünnige ihn für ihre Sache gewinnen wollten, ließen sie sich den Versuch etwas kosten. Sechshundert Gulden pro Woche boten sie dem Apostel und seiner Frau, wenn sie sich ihnen anschlössen – in jener Zeit ein fürstliches Gehalt. Außerdem sollten sie in einer Villa wohnen und ein Auto zu ihrer Verfügung bekommen. Doch der Apostel Faassen dachte nicht lange nach. „Ich verkaufe mein Erstgeburtsrecht nicht für einen Teller Linsensuppe“, war seine Antwort.
Nach seiner Rückkehr aus Indonesien im Jahr 1949 hielt der Apostel Faassen zunächst noch Gottesdienste. Ein großer Friede ging von ihm aus. Doch war sein Aufenthalt in den Niederlanden nur von kurzer Dauer. Die Sorge um die Gemeinden in Indonesien trieb ihn wieder zurück. Bevor er am 9. Januar 1950 in den Ruhestand gesetzt wurde, berief er den Diakon Tan Biang Sing zum Bezirksältesten. Beim Abschied sagte er ihm: „Bleib treu!“ Danach kehrte der Apostel Faassen endgültig in die Niederlande zurück. Er wußte Gottes Werk in guten Händen. Am 5. August 1951 wurde dem Bezirksältesten Tan Biang Sing, gerade dreißig Jahre alt, das Apostelamt übertragen.
Der Apostel Faassen und seine Frau bezogen nach ihrer Ankunft in Holland ein kleines Haus in s’Graveland. Dort haben sie bis zum Heimgang von Schwester Faassen am 24. Mai 1963 noch einige glückliche Jahre verlebt.
Des Apostels Faassen großer Wunsch war es immer gewesen, noch einmal eine Reise in sein geliebtes Indonesien zu unternehmen. Die Amtsbrüder in den Niederlanden und Belgien sorgten dafür, daß dies möglich wurde. Etwa acht Wochen besuchte er mit Apostel Tansahsami, dessen Gast er war, viele Gemeinden seines früheren Wirkungsbereiches.
Am 30. April 1971 holte der himmlische Vater Gradus Faassen heim. Ein erfülltes, arbeitsreiches Leben – dem Dienst Gottes geweiht – hatte hier auf Erden seinen Abschluß gefunden. Den Trauergottesdienst leitete am 4. Mai 1971 der Bezirksapostel Schumacher mit dem Textwort aus 2. Mose 33, 12: „Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden.“
Aus seiner Feder (Auszug):
- Neuap. Weihnacht in Niedel.-Indien (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1939, S. 118)
- Indonesien - Erinnerung und Ausblick (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1952)
Leider liegen uns keine weiteren Informationen über diesen Apostel vor.
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