Athen. Vor Beginn der Karwoche besuchte Stammapostel Schneider die neuapostolischen Christen in Griechenland. Im Gottesdienst in Athen am Sonntag, dem 2. April 2023 verdeutlichte er, welche Symbolik hinter den Ereignissen an Palmsonntag stehen und warum die Pharisäer von der Botschaft Jesu wenig begeistert waren.
Es war der erste Besuch eines Stammapostels seit vielen Jahren in Griechenland. Zuletzt hatte Stammapostel Richard Fehr 1990 als erstes Oberhaupt der Kirche die Gläubigen in dem südosteuropäischen Land besucht.
Stammapostel Jean-Luc Schneider begleiteten bei seinem Besuch Anfang April 2023 der für Griechenland verantwortliche Bezirksapostel Rainer Storck, sein Amtsvorgänger Bezirksapostel i.R. Bernd Koberstein, die Apostel Thomas Deubel (Schweiz) und Andreas Sargant (Süddeutschland) sowie Bischof Aramik Fesdjian.
Das Unverständnis der Pharisäer
Grundlage für den Gottesdienst zu Palmsonntag, der am 2. April 2023 um 10 Uhr in der örtlichen neuapostolischen Kirche stattfand, war das Bibelwort aus Lukas 19,38-40: „Und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“
In der Predigt erläuterte der Stammapostel, dass die Pharisäer Anstoß an der Botschaft Jesu nahmen, dass er Sohn des lebendigen Gottes sei: „Die Jünger verkündeten, dass Jesus auf die Erde gekommen sei, um die Herrschaft Gottes herzustellen und den Frieden zu bringen, damit die Menschen eine vollkommene Beziehung zu Gott und untereinander haben können.“
Der Tempel wird nicht mehr benötigt
Die Pharisäer konnten nicht akzeptieren, dass Jesus als der Sohn Gottes dargestellt wurde. Für sie bestand der einzige Weg, Gott wohlgefällig zu sein, darin, die Vorschriften der mosaischen Gesetze einzuhalten. Aus ihrem Verständnis konnten die Juden Gott im Tempel in Jerusalem begegnen und seine Herrlichkeit sehen. Daher war es für sie nicht akzeptabel, dass Jesus behauptete, die Menschen könnten durch ihn die Herrlichkeit Gottes erlangen.
Mit „die Steine schreien“ kündigte Jesus die Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer einige Jahrzehnte später an. So konnten die Juden keine Opfer mehr bringen und die Gebote Mose nicht mehr vollkommen umsetzen. Jesus wollte damit darauf hinweisen, dass der Tempel im Neuen Bund keine Berechtigung mehr hatte: „Das Opfer Jesu Christi machte den Opferkult hinfällig“, so der Stammapostel. „Gott war nun durch den Heiligen Geist anwesend und nicht mehr im Tempel des Alten Bundes.“
Christus bringt Frieden
Die Botschaft des Stammapostels: Auch heute gebe es noch viele Christen, die im Alten Testament stehengeblieben seien und von Gott erwarteten, dass er Ordnung schaffe. „Doch Jesus ist nicht gekommen, um die Gesellschaft zu ändern. Er kam nicht, um die Sünder zu bestrafen, sondern um sie zu erretten.“ Jesus habe das Böse nicht weggenommen, sondern, erläuterte der Stammapostel, nur gezeigt, wie die Menschen sich trotz des Bösen verhalten sollen, um in das Reich Gottes zu kommen.
Und weiter: „Jesus will uns auch heute den Frieden bringen.“ Dieser Friede bestehe aber darin, dass wir sein Gebot umsetzen, nicht das von Mose. „Es geht um das Gebot von Jesus: Liebe Gott und deinen Nächsten.“
Am Ende des Gottesdienstes wandte sich der Stammapostel noch mit einem Dankeschön an seine Glaubensgeschwister in Griechenland: „In anderen Ländern ahnen viele nicht, wie viele Opfer damit verbunden sind, neuapostolisch zu sein, wenn es nur eine Handvoll Gemeindemitglieder sind.“, so der Stammapostel. Dann komme es auf jeden an. Seine Bitte an die Gläubigen: „Macht weiter, es lohnt sich!“
Besuch der Akropolis
Am Samstag vor dem Gottesdienst nutzten der Stammapostel und seine Begleiter die Zeit nach der Anreise für einen Besuch auf der Akropolis, die Überreste der Stadtfestung des antiken Griechenlands. Dieser älteste Teil der Stadt Athen entstand nach der Zerstörung der Stadt durch die Perser.
Auf einem flachen, 156 Meter hohen und die angrenzenden Stadtgebiete etwa 60 Meter überragenden Felsen stehen unter anderem die um 450 v. Chr. erbauten Propyläen, der Tempel der Athena Nike und der Parthenon, in dem eine kolossale Statue der Göttin Athene aus Gold und Elfenbein stand. Die Akropolis in Athen ist seit 1987 Teil des UNESCO-Welterbes.
Die neuapostolische Kirche in Griechenland
Der erste in Griechenland tätige Apostel war Paulus. Er besuchte auf seiner zweiten und dritten Missionsreise Griechenland und brachte so das Evangelium erstmals nach Europa. Bei beiden Reisen besuchte er die Städte Athen und Thessaloniki.
Neuapostolische Gottesdienste fanden erstmals 1947 in Griechenland statt. Mitglieder der Kirche hatten in Athen einen gemieteten Versammlungsraum zur Gottesdienstfeier, der in den Nachkriegsverhältnissen zerstört wurde. 1958 zogen neuapostolische Christen aus Deutschland berufsbedingt nach Athen und machten die Kirche bekannt. 1967 wurde offiziell eine Gemeinde gegründet, die 1980 die erste eigene Kirche in Athen-Maroussi erhielt. Diese wird bis heute genutzt.
Weitere Gemeinden gibt es in Nordgriechenland, unter anderem in Thessaloniki. Hier gibt es seit 2008 ein Kirchenlokal. Mangels Verfügbarkeit priesterlicher Ämter finden die Gottesdienste im Norden derzeit nur monatlich statt. Zudem gibt es noch die Gemeinde Heraklion auf Kreta, in der insbesondere in den Sommermonaten Gottesdienste für Urlauber angeboten werden.
Aktuell zählt die Neuapostolische Kirche in Griechenland 140 Mitglieder. 32 Gläubige sind in den Gemeinden aktiv. Die Seelsorge wird von einem Hirten, sieben Priestern und einem Diakon wahrgenommen.
25. April 2023 NAK Westdeutschland
Text: Frank Schuldt
Fotos: Privat
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