NRW/Dortmund. Wie entwickelt sich die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2030? Mit diesem Thema beschäftigt sich der Landesvorstand seit vielen Jahren. Ergebnisse der strategischen Überlegungen stellte Bezirksapostel Rainer Storck den Kirchenmitgliedern am Dienstagabend, 12. April 2016, live bei einer via Internet übertragenen Veranstaltung vor. „Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass unsere Kirche einen sicheren Weg in die Zukunft geht“, machte der Bezirksapostel Mut.
Hauptthema des Informationsabends war die Vorstellung der kirchenstrategischen Standort- und Baukostenplanung für die Jahre 2016 bis 2030. „Alles kirchliche Handeln muss sich dem Glaubensziel, der Vollendung des Erlösungswerkes Gottes, und somit der Vision und Mission der Neuapostolischen Kirche unterordnen“, definierte Bezirksapostel Storck zu Beginn die Überlegungen, die dem strategischen Konzept zugrunde liegen.
Der Leiter der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen und Vorsitzende des Landesvorstands informierte die Mitglieder im weiteren Verlauf über die Pläne der Kirchenleitung, wie die Landeskirche langfristig, also über 2030 hinaus, finanziell handlungsfähig bleiben wird.
Handlungsfeld Bau als Schwerpunkt
Für die Kirchenstrategie 2030 hat die Kirchenleitung bereits in 2014 mehrere Handlungsfelder definiert. Das sind beispielsweise Seelsorge, Gemeindeführung, betreute Gebiete, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit sowie soziale Tätigkeit. Zu jedem Handlungsfeld haben die Apostel und Bischöfe Zielsetzungen entworfen, die in 2015 vertieft wurden. Daraus wurden und werden Maßnahmen abgeleitet und nun nach und nach umgesetzt.
„Ich bete dafür, dass wir möglichst viele Gemeindestandorte langfristig erhalten können, da gibt es noch viele Möglichkeiten“, versprach Bezirksapostel Storck. Allerdings sei die Standortplanung wichtig, um die verfügbaren Mittel im Baubereich gezielt zu investieren. Künftige Baumaßnahmen müssten wohl durchdacht und nachhaltig sein, um Fehlinvestitionen zu vermeiden.
Die konkreten Standortplanungen in den Bezirken werden die Apostel und Bischöfe im April und Mai mit den Gemeindevorstehern besprechen. Im Juni und Juli sollen dann in allen Bezirken regionale Informationsabende stattfinden, in der die Bezirksämter das Ergebnis vorstellen. Eine Zusammenfassung der Überlegungen ist als schriftliche Information für alle Kirchenmitglieder am Jahresende vorgesehen.
Erster Informationsabend
Der Informationsabend war eine Premiere in der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen. Bislang hatten die Bezirksapostel hier und da im Anschluss an einen Gottesdienst mit Übertragung aktuelle Entwicklungen bekanntgegeben. Die Information der Kirchenmitglieder war Bezirksapostel Rainer Storck wichtig, so dass er möglichst viele Kirchenmitglieder live und aus erster Hand erreichen wollte.
Die Veranstaltung im Feierraum der Kirchenverwaltung wurde in zwei oder drei Gemeinden je Bezirk übertragen. In Dortmund vor Ort mit dabei waren Mitglieder der Gemeinden Wambel und Aplerbeck (Bezirk Dortmund-Ost).
Die Kirchenstrategie im Überblick
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NRW/Dortmund. Bei einer live übertragenen Abendveranstaltung informierte Bezirksapostel Rainer Storck am Dienstag, 12. April 2016, die Mitglieder der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen über die strategischen Überlegungen der Kirchenleitung. „Jeder soll sich auch künftig in unseren Gemeinden wohlfühlen, unabhängig vom Alter oder anderen Rahmenbedingungen“, definierte er das Ziel der Kirchenstrategie 2030, das auf der Vision und Mission der Kirche aufbaut. „Wir müssen und wir können handeln“, so sein Hinweis an die Kirchenmitglieder.
„Eine Kirche, in der sich Menschen wohlfühlen und – vom Heiligen Geist und der Liebe zu Gott erfüllt – ihr Leben nach dem Evangelium Jesu Christi ausrichten und sich so auf sein Wiederkommen und das ewige Leben vorbereiten.“ So lautet die Vision der Neuapostolischen Kirche, die Bezirksapostel Rainer Storck zu Beginn des Informationsabends in Erinnerung rief. Vision und Mission bilden das Dach der kirchenstrategischen Überlegungen.
Neben der Vision und Mission stellte der Bezirksapostel auch die praktischen Überlegungen für die Kirchenstrategie vor. Das bedeute für ihn, so zu planen, dass auch die Kinder und Enkelkinder der heutigen Generation noch Gemeinden vorfinden. „Und wir müssen uns genau Gedanken machen, wo wir unsere Mittel investieren, damit wir auch künftig und langfristig handlungsfähig bleiben.“
Ziel sind nachhaltige Investitionen
Die Überlegungen für die Kirchenstrategie 2030 begannen im Jahr 2013 unter Bezirksapostel Armin Brinkmann. In der Folge gab es viele Gespräche mit den Aposteln und im Landesvorstand, unter anderem einen zweitägigen Workshop. Daraus entwickelte die Kirchenleitung mehrere Handlungsfelder, von denen der Bezirksapostel beim Informationsabend die Überlegungen zu den Feldern „Gemeindeentwicklung“ und „Kirchengebäude“ ausführlich vorstellte.
Ein Grund dafür: Die Bau- und Instandhaltungskosten machen einen großen Betrag des jährlichen Budgets aus. Gerade hier müsse sehr genau darauf geachtet werden, die Mittel nachhaltig und langfristig zu investieren.
Bis zur Abstimmung eines Plans über die künftige Gemeindelandschaft mit den Bezirksämtern, hatte die Kirchenleitung seit 2014 alle größeren Bauprojekte vorläufig zurückgestellt. Hierdurch sollten Investitionen an Kirchengebäuden, die langfristig nicht bestandssicher sind, vermieden werden, berichtete Bezirksapostel Storck: „Es wäre fatal, Umbaumaßnahmen an einer Kirche durchzuführen, die wenige Jahre später geschlossen werden muss.“
Gemeindeentwicklung und Gebäudezustand
Kriterien für die Bewertung der Standorte sind die Gemeindeentwicklung sowie der Zustand der Kirchengebäude und der damit verbundene künftige Instandsetzungsaufwand. Dabei bleibt es das Ziel der Kirchenleitung, jeder Gemeinde zur Feier der Gottesdienste würdige Kirchengebäude zur Verfügung zu stellen, in denen man sich wohlfühlen kann. „Und wenn ein Kirchengebäude zu groß ist für eine kleine Gemeinde auf dem Land, dann müssen wir gegebenenfalls auch einmal über Mietobjekte nachdenken, um den Standort zu erhalten“, so Bezirksapostel Storck.
Gleichzeitig müsse die Finanzierung des Bauprogramms langfristig gesichert werden. Das betreffe die Instandsetzung, Gewährleistung der Betriebssicherheit sowie erforderliche An- und Umbaumaßnahmen. Zudem müssten die Kirchengebäude langfristig auch den gewachsenen Ansprüchen an Barrierefreiheit und Brandschutz genügen. Es gebe immer mehr ältere Mitglieder, die mit einem Rollator oder im Rollstuhl zum Gottesdienst kommen.
Nachvollziehbare Standortplanung
„Mir ist es wichtig, dass die Gemeinden nach einer erforderlichen Zusammenlegung auch weiterhin erreichbar sind“, betonte Bezirksapostel Storck in seiner Vorstellung des Konzepts. Dies bedeutet: Die Neuapostolische Kirche will auch künftig in der Fläche präsent sein. „Es wird schwer, jemanden zum Gottesdienst einzuladen, wenn die nächste Gemeinde 90 Kilometer weit weg ist“, so Bezirksapostel Storck.
Das bedeutet für ihn konkret: In Städten sollen Gemeinden innerhalb von etwa 30 Minuten erreichbar und maximal zehn Kilometer entfernt sein. Dies sei in einer Großstadt auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zumutbar. Auf dem Land soll die Entfernung maximal 30 Kilometer betragen – bei bis zu 45 Minuten Fahrtzeit. „Das sind Richtgrößen, an denen wir uns orientieren“, formulierte es der Bezirksapostel.
Sein Wunsch ist es zudem, dass die langfristige Standortplanung auch für die Gemeindemitglieder nachvollziehbar ist. Daher auch die offene Kommunikation der Kirchenleitung am Informationsabend. Die Planungen sollen zudem alle fünf Jahre überprüft werden, damit auf Veränderungen reagiert werden kann.
Status grün, gelb und orange
Die am Informationsabend vorgestellte Standortplanung sieht drei Farben zur Bestandssicherheit vor: Grün für Kirchengebäude, die aus heutiger Sicht sicher über das Jahr 2030 hinaus bestehen werden. Der Status gelb bedeutet, dass nicht sicher ist, ob die Gemeinde langfristig Bestand haben wird.
Ein gelber Status bedeute jedoch nicht, dass umgehender Handlungsbedarf bestehe oder diese Standorte kurzfristig zusammengelegt würden, versprach der Bezirksapostel. „Wir werden zunächst die Entwicklung abwarten und dann mit Bedacht über erforderliche Gemeindezusammenlegungen entscheiden.“
Hierzu existiere ein festgelegtes Verfahren, welches zunächst die Einbindung des Gemeindevorstehers und dann der Amtsträger und der Gemeinde vorsehe. „Wenn es noch keine Gemeindestunde zu dem Thema gab, kann man sicher sein, dass eine Zusammenlegung in ein oder zwei Jahren noch nicht vorgesehen ist.“
In glaubensstarken Gemeinde wohlfühlen
Den Status orange bekommen Standorte, meist im ländlichen Bereich, die alternativlos sind. „Wenn hier die Kirchengebäude zu groß werden oder aufwändige Instandsetzungsarbeiten notwendig sind, besteht die Möglichkeit, zu einem Mietobjekt zu wechseln, um so den Standort zu erhalten“, erläuterte Bezirksapostel Storck. „Ich bete dafür, dass sich alle Schwestern und Brüder auch weiterhin in einer schönen und glaubensstarken Gemeinde wohlfühlen können.“
Bei langfristig bestandssicheren Kirchengebäuden werden auch künftig alle erforderlichen Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. Bei Bedarf wären hier auch An- und Umbaumaßnahmen möglich. Bei nicht bestandssicheren Kirchengebäuden gewährleistet die Kirche so lange wie möglich die Betriebssicherheit, nimmt also auch Reparaturen vor. Größere Baumaßnahmen stehen jedoch unter dem Entscheidungsvorbehalt des Bezirksapostels.
162 Standorte langfristig bestandssicher
Eine konkrete Standortliste stellte Bezirksapostel Storck am Informationsabend, wie bereits angekündigt, nicht vor. Dies sei in der gebotenen Ausführlichkeit für 345 Gemeinden in 32 Bezirken nicht sinnvoll. Allerdings gab er einen Überblick über die vorläufige Standortplanung. Die Bewertungen sind das Ergebnis der Beratungen im Kreis der Apostel und Bischöfe sowie mehrerer Gesprächsrunden mit den Bezirksämtern. „Wir haben in den letzten Jahren flächendeckend alle Gemeinden in Nordrhein-Westfalen einzeln durchgesprochen.“
Demnach schätzt die Kirchenleitung nach Abstimmung mit den Bezirksämtern 162 Standorte als langfristig bestandssicher ein. Bei 158 Kirchengebäuden ist sich die Kirchenleitung aus heutiger Sicht nicht sicher, ob sie bis 2030 bestandssicher sind. 25 Standorte sind alternativlos, die Gemeinden werden irgendwann in ein Mietobjekt wechseln, wenn dies kostengünstiger sein sollte.
Bezirksgrenzen sollen erhalten bleiben
„Ziel ist es, die Bezirke möglichst lange in ihren derzeitigen Grenzen zu erhalten“, kündigte Bezirksapostel Storck an. Konkrete Entscheidungen gebe es jedoch bis auf die bereits angekündigte Fusion der drei Dortmunder Bezirke Anfang 2017 nicht. Eine Zusammenlegung von benachbarten Bezirken werde künftig sukzessive nach Bedarf erfolgen. Gemeinden sollen dabei nur im Ausnahmefall ausgegliedert werden.
Die Apostel und Bischöfe werden die konkreten Standortplanungen im April und Mai 2016 mit den Gemeindevorstehern besprechen. Im Juni und Juli sollen dann in allen Bezirken regionale Informationsabende stattfinden, in der die Bezirksämter das Ergebnis vorstellen. Eine Zusammenfassung der Überlegungen ist als schriftliche Information für alle Kirchenmitglieder am Jahresende vorgesehen.
Ausgangslage mit Zahlen belegt
Zu Beginn seiner Ausführungen hatte Bezirksapostel Storck ausführlich die Ausgangslage vorgestellt und dabei einige Punkte mit Zahlen belegt. So ging der Gottesdienstbesuch am Sonntag in den letzten acht Jahren um 30 Prozent auf heute rund 23.650 Kirchenmitglieder zurück. Bei allen Anstrengungen, diesen Trend aufzuhalten, sei daraus ableitbar, dass die Kirche bis 2030 mit einem weiteren Rückgang von rund 40 Prozent rechnen müsse. „Das ist zum einen der älter werdenden Gesellschaft geschuldet, zum anderen aber auch der sogenannten inneren Migration, wenn also aktive Mitglieder nicht mehr die Gottesdienste besuchen“, definierte der Bezirksapostel die Gründe.
Ein Aspekt der strategischen Überlegungen zur Gemeindeentwicklung ist auch die Versorgung mit Amtsträgern, um die seelsorgerische Betreuung der Kirchenmitglieder sicherzustellen. Von 3.335 Amtsträgern sind derzeit 39 Prozent zwischen 50 und 59 Jahre alt. Weitere 19 Prozent sind älter als 60 Jahre. Bei den priesterlichen Amtsträgern ist der Altersdurchschnitt noch höher: Hier sind fast 70 Prozent älter als 50 Jahre. „Auch wenn es neue Ordinationen gibt, werden wir angesichts der Mitgliederentwicklung wahrscheinlich nicht jeden Amtsträger eins zu eins ersetzen können.“
Instandsetzungsbedarf halbiert
Zur Ausgangslage der strategischen Überlegungen der Kirchenleitung gehören auch die prognostizierten Ausgaben für den Unterhalt und die Instandsetzung der zurzeit aktiv genutzten 345 Kirchengebäude. Wenn die Kirche alle Standorte trotz rückläufigen Gottesdienstbesuchs instand halten wollte, müsste sie dafür bis zum Jahr 2030 rund 80 Millionen Euro aufwenden. „Und das ist zu viel und nicht finanzierbar“, so der Bezirksapostel.
Wird die Standortplanung jedoch so umgesetzt, halbiert sich bis 2030 der Investitionsbedarf inklusive der Ausgaben für die Betriebssicherheit auf rund 40 Millionen Euro. „Das ist immer noch sehr viel Geld, aber es wäre dann sachgerecht, vernünftig und langfristig sinnvoll investiert“, so das Fazit des Bezirksapostels.
Text: Frank Schuldt
12. April 2016 - Bezirksapostel Rainer Storck informiert über Kirchenstrategie
12. April 2016
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