* geboren am 30. November 1882 in Marienthal, Sachsen * gestorben am 8. Mai 1952 in Heilbronn, Baden-Württemberg
Amtstätigkeit
- 22. April 1906: Diakon
- August 1906: Priester
- Mai 1912: Hirte durch Apostel Johann Gottfried Bischoff
- 25. April 1920: Gemeindeältester
- 12. Juni 1921: Bezirksältester
- 10. August 1924: Bischof
- 27. November 1938: Apostel durch Stammapostel Johann Gottfried Bischoff
Arbeitsbereich
Bayern, Österreich (1939-1945), Württemberg
Lebenslauf
"Am 30. November 1882 führte mich meine Mutter ins irdische Leben ein. Meine Wiege stand in Marienthal, einem Vorort von Zwickau in Sachsen. Jahre später empfing meine Mutter als erste der Familie Zeugnis vom Erlösungswerk Gottes. Der Vater verhielt sich zunächst ablehnend, doch der Tod einer Tochter, die im Alter von 18 Jahren starb, erschütterte ihn tief. Er stellte seinem Geistlichen die Frage nach einem Wiedersehen, aber außer einer ausweichenden Antwort hörte er nichts mehr. Darauf antwortete mein Vater: 'Dann wende ich mich dorthin, wo man hierüber Gewißheit hat, zu den Aposteln!' Damit war für ihn der Weg zum Gnadenamt bereitet. Ich selbst blieb als einziger der Familie zurückhaltend.
Bei den 'Zwickauer Nachrichten' erhielt ich eine kaufmännische Ausbildung und danach eine Anstellung. Schließlich ergrif ich aber die Gelegenheit, einen Abstand zu meinen Eltern zu gewinnen, wo man mich bedrängte, in die Gottesdienste zu gehen. Ich dachte, in der Ferne dem Herrn entronnen zu sein, hatte aber die Rechnung ohne ihn gemacht. Damals gab es im Lande Württemberg nur einige Gemeinden, zu denen Stuttgart, Heilbronn, Geislingen und Tailfingen gehörten, jede mit nur wenigen Seelen. Auf Drängen meiner Schwester erkundigte ich mich bei der Polizei in Heilbronn nach der örtlichen Neuapostolischen Gemeinde. Im Stadtadreßbuch war sie nicht verzeichnet. Die Polizei schickte mich zu mancherlei Gemeinschaften, die aber alle nicht das Ziel meines Suchens waren. Das konnte ich mit Genugtuung heimschreiben und war nun froh, daß die 'Gefahr' gebannt war. Doch wie einst Jona, so fand auch mich der Herr. In der damaligen 'Wächterstimme' erschien ein Bericht, daß der Apostel Ruff auch in Heilbronn einige Seelen versiegelt habe. Das teilten mir meine Eltern sofort mit. Nun fragte ich bei der Neuapostolischen Gemeinde in Stuttgart, ohne eine nähere Adresse zu haben, ob in Heilbronn eine Gemeinde bestehe. Ich wußte doch nicht, daß meine Schwester ebenso und mit zutreffender Anschrift geschrieben hatte. Eines Tages erhielt ich Besuch von dem Diakon Breitenbach, der mich dann der kleinen Gemeinde in einem Hinterhaus, im alten Posthof in der Sülmerstraße, zuführte. Der stellvertretende Vorsteher war Diakon Mezger. Priesterlich betreut wurden die Geschwister von Stuttgart aus. Allmählich gelang es mir, meine menschlichen Vorurteile zu überwinden und die göttliche Sendung im Apostelamt zu erkennen. Ich schloß mich langsam der Gemeinde an, stieß aber bei meinen Berufskollegen wie auch in Freundeskreisen auf heftigen Widerstand. Da Got mich in meinem Beruf segnete, war all ihr Mühen, mich dem Werke Gotes wieder zu entreißen, vergeblich. Am 10. April 1905 empfing ich durch den Apostel Ruff die Geistestaufe.
Aus der Gemeinde Zwickau kannte ich Elsa Wagner, ein wegen ihres fröhlichen, hilfsbereiten Wesens allgemein beliebtes Mädchen, deren Eltern allerdings kein Interesse am Werk Gottes zeigten. Von Heilbronn aus machte ich ihr einen Heiratsantrag, und am 25. Mai 1907 schlossen wir in Zwickau die Ehe. Zu diesem Zeitpunkt diente ich schon im Amt, denn am 22. April 1906 wurde ich zum Diakon und nur wenig später, im August 1906 zum Priester gesetzt. Außerdem erhielt ich den Auftrag, in Heilbronn einen Chor zu gründen, dem anfänglich nur 16 Sänger angehörten, aus dessen bescheidenen Anfängen ein gutes Werkzeug hervorging. Zusätzlich wurde mir die Aufgabe übertragen, die Gemeinde Öhringen zu betreuen. 1908 ging aus unserer Ehe ein Junge hervor, der jedoch schon nach zwei Tagen seine Erdenlaufbahn beenden mußte. Später wurden noch zwei Söhne geboren.
Im Mai 1912 übertrug mir der Apostel J. G. Bischoff das Hirtenamt. Wegen meiner angeschlagenen Gesundheit wurde ich im Ersten Weltkrieg nicht eingezogen. Dadurch konnte ich im Werk des Herrn zusätzliche Arbeit anstelle der Brüder übernehmen, die den Heeresdienst abzuleisten hatten. Jedoch verschlechterte sich mein Augenlicht bis fast zum völligen Erblinden. Die Ärzte waren ratlos und empfahlen mir, mich darauf einzustellen, daß ich den Rest meines Lebens als Blinder verbringen müsse. Der liebe Gott zeigte Wege der Hilfe, und das volle Augenlicht stellte sich wieder ein.
Sowohl in der Gemeinde als auch im Bezirk zeigte sich Wachstum. Am 25. April 1920 wurde ich zum Gemeindeältesten und am 12. Juni 1921 zum Bezirksältesten gesetzt. Aber auch in meinem Beruf waren mir inzwischen Pflichten und mehr Verantwortung übertragen worden. Mein Arbeitgeber, Besitzer eines bekannten Verlages, maß meinem Können und Rat großen Wert bei. Großzügig gab mir der Chef arbeitsfrei, wann immer es für die Erfüllung der Aufgaben im Werke Gottes notwendig war, sei es für Beerdigungen, dringende Reisen und zu anderen Anlässen. Dieses Entgegenkommen ging schließlich soweit, daß der Unternehmer auf mein Bitten, einer Kündigung stattzugeben, um hauptberuflich für die Neuapostolische Kirche tätig werden zu können, den Vorschlag machte: 'Gehen Sie Ihren kirchlichen Verpflichtungen nach, so oft Sie es für notwendig erachten. Auch wenn Sie nur noch die halbe Zeit für meinen Verlag tätig sein können, zahle ich Ihnen das volle Gehalt weiter.' Das ging noch eine Zeitlang so, doch mir war nicht wohl dabei. Auf der einen Seite erforderte das Werk Gottes meine volle Zeit, und auf der anderen Seite hatte mein Chef für ein volles Gehalt auch Anspruch auf vollen Einsatz. So löste ich mich von meinem Beruf, den ich mit Freuden ausgefüllt hatte, und nahm auch die damit verbundenen wirtschaftlichen Nachteile in Kauf.
1922 konnte die Gemeinde Heilbronn ihre neuerbaute Kirche in der Pfühlstraße beziehen. Dieses Gebäude erhielt auch eine Dienstwohnung, die uns wegen meiner Aufgaben als Vorsteher der Gemeinde und des Ältestenbezirkes zugewiesen wurde.
Im Jahre 1924 wurde das Land Württemberg-Hohenzollern mit Bayern vom Apostelbezirk Frankfurt abgetrennt, zum selbständigen Apostelbezirk erhoben und unter die Leitung des Bezirksapostels Gutbrod gestellt. Am 10. August des gleichen Jahres empfing ich das Bischofsamt. 1939 erkrankte der Bezirksapostel. Da eine Wiederherstellung seiner Kräfte nicht zu erwarten war, setzte Stammapostel Bischoff am 27. November 1938 Apostel Schall zum Bezirksapostel und mir übertrug er das Amt eines Apostels. Seit dieser Zeit bediente ich an der Seite meines Bezirksapostels Schall, mit dem mich eine herzliche Freundschaft verband, die Gemeinden im gesamten Apostelbezirk Württemberg-Hohenzollern einschließlich Bayern, dem von 1939 bis 1945 auch Österreich angegliedert war.
Bei dem furchtbaren Fliegerangriff am 4. Dezember 1944 gingen mit fast allen Häusern von Heilbronn auch die Kirche und unsere Wohnung in Flammen auf. Wir konnten nur unser nacktes Leben retten. Unter schwierigen Bedingungen galt es, in der Gemeinde Heilbronn einen neuen Anfang zu machen und die Bezirke zu versorgen. Solange die öffentlichen Verkehrsmittel noch nicht wieder zur Verfügung standen, legte ich viele Wege zu Gemeinden und Geschwistern zu Fuß zurück. Mit allen Kräften bemühte ich mich zudem um Baumaterial für die zerstörte Kirche."
Das ruhige und bescheidene Wesen, das Apostel Ludwig kennzeichnete, hat ihm überall viel Ansehen gebracht. Er galt als gerechter, friedfertiger und hilfsbereiter Mensch. Demut und ein Herz voller Liebe befähigten ihn, seine Arbeit an den Seelen segensvoll zu gestalten. Sein Gehorsam gegenüber dem Wort des Stammapostels war unwandelbar. In diesem treuen Dienen zu seinem Sender ist er vielen Tausenden unserer Geschwister ein lebendiges Vorbild geworden.
Am 4. Mai 1952 hielt Apostel Ludwig in der Gemeinde Heilbronn seinen letzten Gottesdienst. Er führte die Geschwister, wie so oft, im Geiste an den Tag des Hern. Auf seinen besonderen Wunsch hin sang die Gemeinde zum Abschluß das Lied Nr. 630: "Ich hab' von ferne, Herr, deinen Thron erblickt und hätte gerne mein Herz vorausgeschickt und hätte gerne mein müdes Leben, Abba, mein Vater, dir hingegeben." Wenige Tage später, am 8. Mai 1952 hat ihm unser himmlischer Vater diesen Wunsch erfüllt und ihn in die ewige Heimat abgerufen.
Die Trauerfeier hielt Bezirksapostel Georg Schall, zehn weitere Apostel sowie über 3000 Geschwister nahmen an der Beisetzung auf dem Friedhof in Heilbronn teil.
Aus seiner Feder:
- Heilbronn am Neckar (aus dem Kalender "Unsere Familie" 1953, S. 71)
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